Rumänien
Positionspapier zum Abschluss der EU-Grundvig-Lernpartnerschaft 2010-2012
1.Kernergebnisse:
Das Konsortium der EU-Lernpartnerschaft mit ihren teilnehmenden Partnern aus Deutschland, Rumänien, Bulgarien und Ungarn haben in Laufe ihrer zweijährigen Zusammenarbeit folgende Kernergebnisse erarbeitet:
- Die Zahl von Jugendlichen, die exzessiv Medien nutzen (5 Std./täglich und mehr) ist gerade in den osteuropäischen Ländern überdurchschnittlich hoch.
- Im Bereich Medienkompetenz (kritisches Reflektieren des eigenen Medienverhaltens) gibt es derzeit in allen Ländern großen Bedarf.
- Im Bereich Medienerziehung gibt es in allen Ländern erhebliche Defizite. Eltern wünschen sich insbesondere Hilfe in den Bereichen: Sicherheit im Internet; Datenschutz; Medienabhängigkeit und Erziehungshilfe
- Es werden von Eltern gewünscht: Angebote für Eltern (Eltern-Medien-Training), Ratgeber und Präventionsangebote.
- An allen Schulformen wird das Thema Medien- und Onlinesucht kaum aufgegriffen.
- Im Blick auf die Politik antworten Eltern auf die Fragen wie folgt:
Hat die Politik die Probleme erkannt, die die Mediennutzung mit sich bringt?:
Nein sagen in:
Bulgarien: 92 % Deutschland: 75 % Rumänien: 66 % Ungarn: 66 %
Die Eltern kennen auch keine Anlaufstelle, die ihre Fragen zu dem Thema Medienabhängigkeit, exzessive Mediennutzung und Medienerziehung abdeckt. Dazu Stimmen von Eltern aus vier verschiedenen Ländern:
„Wir halten es für wichtig über die Gefahren der neuen Medien im Alltag (zum Beispiel Vertragsrecht bei Internetkäufen) gut informiert zu werden. Da sehen wir den Verbraucherschutz in der Pflicht. Hierfür sollte mehr Geld von der Politik zur Verfügung gestellt werden.“
„Die Kinderfilme sind voll von Gewalt und Aggression.“
„Die Medien fördern die Weise, wie wir denken sollen. Das greift zu sehr ins Private und Individuelle (Würde des Menschen). Das ist den meisten nicht bewusst.“
„Streichen der Fernsehprogramme die übertriebene Sexualität und Gewalt.“
„Größere Informiertheit der Öffentlichkeit über die Probleme, die mit diesen Medien verbunden sind, und Engagement der Politik.“
2. Forderungen an die Politik:
Trotz der unterschiedlichen politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse haben wir in Europa ein gemeinsames Problem: Das Phänomen der ‚Medien- und Onlinesucht‘! Die Forschungslage, der Blick darauf und die Erfahrungen in Europa sind ebenso verschieden. Umso wichtiger ist es in Europa:
- einen gemeinsamen Lernprozess zu fördern, der einen prozessorientierten, fachlichen Austausch ermöglicht auf der Suche nach gemeinsamen Lösungsansätzen.
- Das kann so aussehen, dass der fachliche Austausch in Form weiterer europäischer Projekte vertiefen kann. Das Wissen und die Sensibilisierung um und für das Thema Medienabhängigkeit muss in Form europäischer Zusammenarbeit geschehen. Dazu dienlich sind u.E. weitere Grundvig- , Leonardo- und weitere Projekte der EU.
- wir brauchen ein europäisches Netzwerk, das Raum schafft für Lernideen unter Einbeziehung von Politik und Kommunen. In Deutschland haben wir bereits ein Netzwerk aufgebaut. Dies muss auch in Europa aufgebaut werden. Mit unserem Knowhow können wir daran gerne mitarbeiten.
- Europa muss sensibilisiert werden für dieses gemeinsame Problem. Politiker sollten sich daher mit diesem Thema auseinandersetzen und ihre Bürgerinnen und Bürger mit hineinnehmen und aufklären.
- wir wollen einen gemeinsamen Entwicklungsprozess der das Fachpersonal professionalisiert und das Netzwerk in Europa verstärkt.
- Eltern brauchen ‚Eltern-Medien-Training‘
- An allen allgemeinbildenden Schulen müssen Medienkompetenz-Konzepte entwickelt werden
- Das Bildungspersonal in allen Bereichen (von Kita bis BBS) muss fortgebildet werden
- Beratungsstellen – Anlaufstellen müssen sowohl für Betroffene wie auch für deren Angehörige eingerichtet werden.
- Es muss ebenso niedrigschwellige Angebote auch auf dem virtuellen Wegen geben.
Darüber hinaus ist die konstruktive Kooperation mit dem Jugendmedienschutz und der Medienpädagogik als angrenzenden Fachbereichen sinnvoll und wünschenswert, um das gemeinsame Ziel, Medienabhängigkeit zu vermeiden, zu erreichen. Die Vernetzung und Zusammenarbeit unterschiedlicher Fachkräfte auf den verschiedenen Ebenen ist von daher zu fördern.
Forderungen im Hinblick auf eine strukturelle Prävention
Die Verantwortlichen des Jugendmedienschutzes werden aufgefordert, neben inhaltlichen Kriterien auch das Merkmal „Suchtpotential“ eines Bildschirmspiels in das Prüfungsverfahren zur Alterseinstufung bei der USK zu implementieren. Geeignete Prüfkriterien für das Suchtpotential von Spielen gilt es dazu zunächst zu entwickeln. Es ist notwendig, dass die USK im Rahmen des Jugendmedienschutzes, sich aller Bildschirmspiele (insbesondere Browsergames) annimmt.
Konzepte zur Förderung von Medienkompetenz der Bildungseinrichtungen sind zu überprüfen, ob Sie das Suchtpotential von Computerspielen ausreichend berücksichtigen. Im schulischen Kontext soll die Förderung einer reflektierten Nutzung von Bildschirmmedien als Bildungsaufgabe fest verankert werden.
Neben spezifischen Angeboten für die Zielgruppen, sollte ein Schwerpunkt der Prävention der Computerspielabhängigkeit auf der Öffentlichkeitsarbeit liegen. Da die Computerspielabhängigkeit noch nicht als Suchterkrankung anerkannt ist und folglich der Versorgungsstruktur vielfach noch eine finanzielle Absicherung fehlt, ist die Sensibilisierung auf politischer und gesellschaftlicher Ebene von besonderer Bedeutung.
An die Vertreter der Politik in den Landkreisen und in den Ländern Rumänien, Bulgarien, Ungarn und Deutschland im Mai 2012
Gruppenfoto der Delegationen aus Bulgarien, Ungarn, Deutschland und Rumänien vor der FRG Timisoara
Hier können Sie die positionspapiere als PDF-Datei herunterladen.
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Positionspapier in deutsch |
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Positionspapier in englisch |