Tages-Archive: 4. Juni 2025
Ist ein Handyverbot an Grundschulen sinnvoll?
Arnhild Zorr-Werner als Vorstand der Stiftung Medien und Onlinesucht nimmt Stellung.
Ein Smartphone-Verbot ist für uns kein Verbot, sondern Ausdruck von Fürsorglichkeit.
Keine einzige Studie der Welt belegt einen positiven Effekt der Smartphone Nutzung von Kindern.
Kinder kommen mit einem tiefen Bedürfnis nach Bindung, Sicherheit und liebevoll gesetzten Grenzen in die Schule, sie suchen Orientierung, Beziehung in einem sicheren Umfeld.
Nur wenn diese Grundbedürfnisse erfüllt sind, können sie sich auf Lernen und Entwicklung einlassen. Die Grundschulzeit fällt dabei in die sogenannte Latenzphase – eine entscheidende Entwicklungsphase zwischen etwa 6 und 12 Jahren. In dieser Zeit gewinnen innere Ruhe, stabile Freundschaften, Regelverständnis und emotionale Selbststeuerung an Bedeutung. Kinder lernen, Konflikte zu lösen, Verantwortung zu übernehmen und sich sozial in eine Gemeinschaft einzufügen.
Kann ein Smartphone helfen, diese Lernschritte zu fördern und die mit sich bringenden Befindlichkeiten ernst zu nehmen, Freiraume zu lassen, zuzuhören, zu trösten, zu ermutigen, sich auszuprobieren?
Wussten Sie, dass Steve Jobs seinen eigenen Kindern das Benutzen von Smartphones o vor dem 14. Lebensjahr verboten hat? Stattdessen legte er Wert auf gemeinsame Mahlzeiten und Gespräche.
Digitale Dauerreize durch Smartphones stören diese Reifung erheblich. Sie lenken ab, unterbrechen Bindungsprozesse und erschweren das Lernen im Klassenverband. Zahlreiche Studien belegen die negativen Auswirkungen bereits der bloßen Anwesenheit eines Smartphones auf die Konzentrationsfähigkeit: So zeigte z. B. eine Studie der University of Texas (Ward et al., 2017), dass die kognitive Leistungsfähigkeit messbar abnimmt, wenn sich ein Smartphone, selbst ausgeschaltet, in Reichweite befindet. Aktuelle Forschungsergebnisse aus dem Jahr 2023 (Schneider et al., Scientific Reports) bestätigen: Allein die physische Präsenz eines Smartphones reduziert die basale Aufmerksamkeit und mentale Leistungsbereitschaft.
Im Schulalltag zeigt sich das besonders auch in den Pausen: Wo Smartphones erlaubt sind, sitzen viele Kinder still nebeneinander und schauen aufs Display. Wo sie verboten sind, wird getobt, gestritten, gelacht, getröstet – dort ist die Pause ein Lernraum fürs Leben.
Und das oft gehörte sogenannte AADDA-Argument „Alle anderen dürfen das auch“, verliert seine Wirkung, wenn alle Kinder denselben verlässlichen Rahmen erleben. Gemeinsame Regeln schaffen Zugehörigkeit.
Ein Smartphone-Verbot ist für uns daher kein Verbot, sondern ein Ausdruck von Fürsorglichkeit, für ein gesundes Aufwachsen unserer Kinder. Klug, konsequent und längst überfällig.
Arnhild Zorr-Werner
Stifterin
Stiftung Medien-und Online Sucht